Tokio – Bericht Teil 2

Bronzemedaille für Lars

Trainingsauftakt im Tokyo Aquatics Center

Am 17. November startete das offizielle Training im beeindruckenden Tokyo Aquatics Centre – jener Halle, die für die Olympischen Spiele 2020/2021 gebaut wurde und in der schon viele Weltrekorde aufgestellt wurden. Schon beim Betreten war spürbar, dass dieser Ort internationale Klasse ausstrahlt: moderne, helle Tribünen, großzügige Hallen und zahlreiche Bildschirme, die Live-Ergebnisse in Echtzeit anzeigten.

Tokyo Aquatic Center

Für Lars und Paula standen insgesamt fünf Trainingseinheiten à eine Stunde auf dem Programm. Obwohl jede Nation je Tag nur eine Einheit auf der Langbahn zugeteilt bekommen hatte, konnten Lars, Paula und beide französischen Schwimmer jede Einheit auf der Langbahn trainieren. Beide Teams hatten sich abgesprochen. Jedes Training begann mit einem intensiven Warming-up und anschl. wurde konzentriert an Technik, Kraft, Tempo und Starts vom Block gearbeitet..

Die Startampel in Japan unterscheidet sich farblich von der deutschen, die Funktionsweise jedoch ist identisch: Hier waren die Farben Weiß-Rot-Blau anstelle Rot-Gelb-Grün in Europa. Trainer Niklas Bannermerschult beobachtete jede Einheit aufmerksam und besprach mit den Sportlern mögliche Verbesserungsmöglichkeiten.

Ein schönes Highlight dieser Tage war das Wiedersehen mit vielen internationalen Sportfreund*innen. Die Stimmung war herzlich, vertraut und voller Energie – genau das, was die Deaflympics als Gemeinschaft ausmacht.

Am Nachmittag des 19. November fand das wichtige Technical Director Meeting (TD-Meeting) statt.

Im Deutschen Gehörlosen-Sportverband entspricht dies dem Treffen der Technischen Leiter, international werden in diesem Rahmen alle regelrelevanten Punkte für den Wettkampf final abgestimmt.

Unsere Schwimmteam wurde dabei von Stefan und Spartenleiterin Gerda vertreten. Die Anwesenheit wenigestens eines gehörlosen Vertreters einer Nation war vorgeschrieben, offizielle Sprache der Deaflympics ist die International Sign Language ISL. Sofern notwendig, konnten die teilnehmenden Nationen zusätzlich einen Dolmetscher mitbringen.

Das Team v.l.n.r.: Stefan, Gerda, Paula, Lars, Alina und Niklas

Der Blick auf die Meldeliste zeigte das beeindruckende Ausmaß des Wettkampfs: 39 Nationen, rund 200 Schwimmer*innen, von jungen Talenten (Jahrgang 2011) bis hin aktuellen Schwimmstars wie Carli Cronk, 12-fache Goldmedaillengewinnerin der letzten Deaflympics. Aber auch erfolgreiche Sportler der Vergangenheit nahmen teil, wie Terence Parkin aus Südafrika, Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele 2000 in Sydney.

Parallel sorgte Physiotherapeutin Alina für optimale Regeneration und Betreuung. Mit professionellen physiotherapeutischen Behandlungen unterstützte sie Beweglichkeit, Muskelbalance und Belastbarkeit – eine wichtige Grundlage für konstante Top-Leistungen. Diese Unterstützung fand laufend statt, Alina war immer dort, wo das Team war. So konnten sich die beiden Schwimmer während aller Trainingseinheiten, während des Wettkampfes und in den Pausen im Hotel jederzeit von Aline behandeln lassen. Aber auch die sportpsychologische Unterstützung durch Aline wurde so sichergestellt, vom Frühstück morgens um 07:00 Uhr bis weit 21 Uhr. Und das natürlich jeden einzelnen Tag.

Niklas, Lars und Alina im Tokyo Aquatic Center

20. November – Wettkampf Tag 1

Der erste Wettkampftag begann mit spürbarer Spannung. Lars startete über 100 m Rücken, eine seiner stärksten Strecken. Mit einem konzentrierten Lauf erreichte er den 5. Platz im Vorlauf und sicherte sich souverän seinen Finalplatz.

Lars konzentriert vor dem Start

Paula überzeugte ebenfalls: Über 100 m Schmetterling stellte sie mit 1:09,24 Minuten eine neue persönliche Bestzeit auf – eine Verbesserung von über einer Sekunde. Der 6. Platz im Vorlauf bedeutete auch für sie den Einzug in das Finale.

Im Finale behielt Lars die nötige Ruhe und setzte seinen Anschlag perfekt. Diese letzte, entscheidende Bewegung brachte ihm die Bronzemedaille – ein emotionaler Moment, der im gesamten Team und in Deutschland für große Freude sorgte.

Paula zeigte über 100 m Schmetterling ein starkes, konstantes Rennen und belegte am Ende einen respektablen 7. Platz.

Im Hotel wurde Lars anschließend von deutschen Sportler*innen und Mitarbeitenden jubelnd empfangen – ein Moment voller Stolz, Gemeinschaft und Gänsehaut.

Der Empfang im Hotel für Lars nach dem Gewinn der Bronzemedaille

21. November – Wettkampf Tag 2

Paula begann den Tag mit einem hervorragenden Rennen über 100 m Freistil. Ihre Zeit von 1:03,72 Minuten bedeutete nicht nur eine neue persönliche Bestleistung, sondern auch den Einzug ins Halbfinale.
Lars stellte sich der Herausforderung über 200 m Rücken, musste im letzten Abschnitt jedoch etwas Tempo herausnehmen und verpasste als Elfter knapp das Weiterkommen.

Im Halbfinale über 100 m Freistil steigerte Paula ihre Leistung erneut auf 1:03,20 Minuten – Platz 9. Da bei den Deaflympics in den Finals jede Nation jedoch nur durch max. 2 Sportler vertreten sein darf, rückte Paula nach und erreichte somit beim 2. Start ihr zweites Finale bei diesen Deaflympics.

Vor dem Start zum Halbfinale 100 m F

Am Abend wartete ein emotionaler Moment: Die deutsche Delegation überraschte Gerda zu ihrem Geburtstag mit einem liebevoll gestalteten Gebärdenlied. Das Hotelpersonal überreichte zusätzlich einen frisch gebackenen Kuchen – ein schöner, herzlicher Abschluss eines ereignisreichen Tages.

22. November – Wettkampf Tag 3

Für Lars stand ein Ruhetag an, während Paula hochmotiviert an den Start über 50 m Rücken ging. Zwar verpasste sie mit Platz 14 den Einzug ins Finale, doch setzte sie ein Ausrufezeichen: Sie verbesserte ihren eigenen deutschen Rekord um beeindruckende 0,5 Sekunden.

Warten auf den Start über 50m R

Im anschließenden Finale über 100 m Freistil zeigte sie erneut ein starkes Rennen und belegte einen tollen 8. Platz – ein weiteres Highlight ihrer bisherigen Deaflympics-Teilnahme.

Bis zum 25. November folgten weitere Wettkämpfe, Eindrücke und Momente, die in Teil 3 erzählt werden.